Beschäftigte bestimmen Schwerpunkte der Betriebsratsarbeit

08.02.2022

Der Verkaufsraum ist leergefegt beim Mercedes-Vertragspartner S&G Automobil AG in Karlsruhe. Viele der Autos, die noch da sind, sind bereits verkauft. Die Chipkrise hat auch in den Autohäusern eingeschlagen. Es kommt nur schleppend Nachschub von Mercedes. Trotzdem sind die rund 500 Arbeitsplätze gesichert. Durch den hohen Anteil des Service-Geschäfts für Rettungskräfte und Polizei war die Werkstatt auch während der Corona-Lockdowns immer offen. Die Zahlen sind gut, S&G Automobil investiert.

17 Kandidatinnen und Kandidaten treten zur Betriebsratswahl 2022 bei S&G Automobil AG in Karlsruhe Ettlingen als „Team Mitbestimmung“ an. „Wir wollen unsere Liste bewusst für alle Kandidatinnen und Kandidaten offen halten“, erklärt der Betriebsratsvorsitzende Thomas Frahm. „Deshalb lassen wir die Liste auch nicht einfach durch die IG Metall unterschreiben, sondern sammelten bewusst Stützunterschriften. Wir wollen unsere Liste so demokratisch wie möglich aufstellen.“

Für die Kandidatur für den Betriebsrat warb das „Team Mitbestimmung“ mit einer „internen Stellenausschreibung“, die per Mail an alle ging: „Warum kandidierst Du nicht für den Betriebsrat?“.

Befragung und Betriebsratssprechstunden

Auch die Schwerpunkte für die künftige Betriebsratsarbeit hat das „Team Mitbestimmung“ bei S&G mit Beteiligung der Belegschaft aufgestellt. In einer Online-Befragung über Netigate und in über zehn Betriebsratssprechstunden konnten die Beschäftigten sagen, welche Themen ihnen wichtig sind.

Unterstützt wird das „Team Mitbestimmung“ dabei von ihrem Betriebsbetreuer Mihai Balan von der IG Metall Karlsruhe, der zuvor als Spezialist für Beteiligung im Gewerkschaftlichen Erschließungsprojekt (GEP) der IG Metall Baden-Württemberg gearbeitet hat. „Ich freue mich, mein Wissen und Sachverstand in Sachen Beteiligungsmanagement und Kampagnenarbeit dem Team Mitbestimmung zur Verfügung stellen zu können“, meint Balan.

„Wir lassen die Beschäftigten durch Punkte abstimmen, was ihnen am wichtigsten ist – und wo wir die schnellsten Erfolge erzielen können“, erklärt Betriebsrat Frahm. „Daraus erstellen wir nun unser Arbeitsprogramm für die Betriebsratsarbeit nach der Wahl.“

Top-Punkt der Beschäftigten ist neben der Erfolgsbeteiligung eine verbindliche Regelung für die Mobilarbeit. Viele Beschäftigte wollen auch nach Corona die Möglichkeit haben, von zuhause aus zu arbeiten – nicht als Bittsteller, sondern mit geregelten Ansprüchen.

Außerdem erarbeitet der Betriebsrat gemeinsam mit den Beschäftigten als Experten ihrer Arbeit Verbesserungsvorschläge zu Arbeitsabläufen, inklusive Kosten-Nutzen-Rechnung, mit denen sie dann in Gespräche mit der Führung gehen.

„Team Mitbestimmung“ will mehr Mitglieder gewinnen

Mit Beteiligungselementen haben der Betriebsrat und die IG Metall bereits bei der Tarifrunde im Kfz-Handwerk im letzten Frühjahr gearbeitet. Die Kfz-Arbeitgeber in Baden-Württemberg wollten damals den Manteltarifvertrag angreifen, etwa den Samstag als Regelarbeitstag durchsetzen und Zuschläge für Mehrarbeit kürzen. 73 Prozent der Beschäftigten sagen, die Abwehr der Angriffe des Arbeitgeberverbands sei ein wichtiger Erfolg. Allerdings erkennen noch zu wenige den Zusammenhang und wie wichtig ein hoher gewerkschaftlicher Organisationsgrad im Betrieb dafür ist.

„Zwar ist die Anzahl der IG Metall-Mitglieder in den letzten Jahren deutlich gestiegen – wir haben eine stabile Mehrheit. Aber da muss noch mehr kommen“, betont Thomas Frahm, der auch Mitglied der Tarifkommission und der Verhandlungskommission ist. „Wir können nur dann gut verhandeln, wenn wir auch in der Lage sind, mit Warnstreiks Druck zu machen.“

Ansprechpartner für Rückfragen:
Mihai Balan, IG Metall Karlsruhe
Mihai.Balan@igmetall.de

Fotos: Boris Schmalenberger