ZF Wabco übernimmt rund 230 Leiharbeiter – dank Betriebsrat
BR-Wahl 2022 bei ZF Wabco in Hannover
Endlich der Festvertrag. Bis vor kurzem war Naime Yapucu noch Leiharbeiterin in der Logistik beim LKW-Zulieferer ZF Wabco in Hannover. Doch ihr Betriebsrat bei ZF erreichte ihre Übernahme. „Ich kann positiv in die Zukunft schauen“, meint Naime Yapucu. Schon als Leiharbeiterin hat sie sich hier wohl gefühlt. „Das liegt daran, dass wir gleich behandelt werden und mit Stammmitarbeitern auf gleicher Augenhöhe stehen.“ 127 Leihbeschäftigte hat ZF Wabco in Hannover 2021 in feste Verträge übernommen. In den nächsten Monaten sollen weitere 100 fest übernommen werden.
Bezahlung nach Metall-Tarif
Und beim Entgelt sind Leiharbeitnehmer fast komplett gleichgestellt: Equal Pay – also vom ersten Tag an das gleiche Monatsentgelt wie Festbeschäftigte, inklusive Leistungsentgelt, nach Metall-Tarif. Dazu kommen Sonderzahlungen aus dem Metall-Tarif wie das Tarifliche Zusatzgeld (T-ZUG) und jetzt im Februar das Transformationsgeld (T-Geld). Die Leihbeschäftigten erhalten auch die tarifliche Corona-Prämie - und sogar eine anteilige Erfolgsbeteiligung. Nur das Urlaubs- und Weihnachtsgeld gibt es für sie nicht nach Metall-Tarif, sondern nach dem Leiharbeitstarif der DGB-Gewerkschaften.
„Das ist mir hier sofort positiv aufgefallen: die guten Equal-Pay-Grundsätze und der IG Metall- Tarifvertrag, den es bei ZF gibt“, meint Dennis Müller. Er bearbeitet als Sachbearbeiter Zolldokumente, über eine Leihfirma. „Und der Betriebsrat engagiert sich sehr auch für die Belange der Leiharbeiter. Jetzt habe ich erfahren, dass jetzt nochmal 100 Übernahmen in Festverträge anstehen. Das macht Hoffnung für Leiharbeiter, deren Zukunft aufgrund prekärer Arbeitsverhältnisse unsicher ist.“
„Keine Arbeitnehmer zweiter Klasse“
Denn genau das wollen die Betriebsräte und IG Metall-Vertrauensleute hier bei ZF Wabco in Hannover nicht: eine Zwei-Klassen-Gesellschaft unter den Beschäftigten.
„Als der Arbeitgeber hier 2006 Leiharbeit eingeführt hat, da haben wir gesagt: Wir wollen keine zweite Entgeltlinie im Betrieb“, erinnert sich der Betriebsratsvorsitzende Jens Schäfer. Der Arbeitgeber wollte damals unbedingt Leiharbeit haben – um dem zentralen Wabco-Management in den USA zu zeigen, dass es auch in Deutschland möglich ist, über Leiharbeit flexibel Leute zu heuern und feuern.
„Im Gegenzug haben wir Equal Pay und Festübernahmen erreicht“, erklärt Jens Schäfer. „Das haben wir zum einen über Kopplungsgeschäfte durchgesetzt – etwa indem wir das zur Bedingung machten, als der Arbeitgeber Mehrarbeit und Wochenendschichten von uns wollte. Zum andern hat uns unsere Stammbelegschaft politisch unterstützt. Fast 500 Stammbeschäftigte standen einmal bei einem IG Metall-Aktionstag vor dem Tor, um zu zeigen: Unsere Leiharbeiter sind keine Arbeitnehmer zweiter Klasse.“
Betriebsrat kontrolliert und fasst nach
Betriebsrat und Beschäftigte bei ZF Wabco stehen hinter ihren über Leihfirmen beschäftigten Kolleginnen und Kollegen. Und der Betriebsrat fasst konsequent nach, wenn etwas nicht korrekt läuft. Etwa kürzlich beim Equal Pay. Nicht alle Leihfirmen zahlen das immer verlässlich.
„In der Fertigung, wo wir im Wesentlichen mit einer einzigen Leihfirma arbeiten, haben wir auch eine gute Einsicht, dass das Equal Pay auch gezahlt wird. Allerdings nicht bei den Angestellten, etwa in der Entwicklung“, erklärt Udo Hendrian, Betriebsrat und Leiter der IG Metall-Vertrauensleute. „Wir haben dazu eine Online-Sprechstunde angeboten und zudem alle angeschrieben. Es kam heraus, dass einige eben nicht Equal Pay bekommen. Wir haben dann als Betriebsrat sämtliche weiteren Einstellungen abgelehnt und Nachzahlungen durchgesetzt. Jetzt ist allen klar, wie wichtig es ist, einen guten Betriebsrat zu haben.“