»Wer sich entscheidet, im Betrieb Verantwortung für die Beschäftigten zu übernehmen, der steht oft unter großem Druck. Niemand übernimmt eine solche Aufgabe leichtfertig. Und oft genug geht das Engagement weit über ein normales Arbeitsmaß hinaus. Diese unglaublich engagierten Kolleginnen und Kollegen machen das aus der tiefen Überzeugung, dass
man in der gewerkschaftlichen Gemeinschaft und im Betrieb die Verhältnisse verbessern kann. Und dafür halten sie trotz mancher Widerstände und Repressalien oft genug den Kopf hin. Deshalb ist es wichtig, dass sie mehr Schutz bekommen gegen die Anfeindungen eines Managements, das aus ideologischer Verbrämung heraus keine Mitbestimmung will. Union-Busting ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat und muss zukünftig auch als solche geahndet werden!«

YASMIN FAHIMI
Vorsitzende Deutscher Gewerkschaftsbund

Foto: DGB / Benno Kraehahn

»Es ist die größte gesamtgesellschaftliche Herausforderung dieses Jahrhunderts: die Transformation unserer Arbeitswelt und der klimaneutrale Umbau unserer Industrien. Wir von der IG Metall sagen dazu: Wir brauchen Fairwandel! Fairwandel heißt: Die Industrie umbauen, nicht abwickeln. Eine Deindustrialisierung dürfen wir nicht zulassen! Das heißt im Umkehrschluss: Die Arbeitgeber und die Politik tragen Verantwortung für alle Beschäftigten, die von den Veränderungen betroffen sind. Jetzt – und damit meine ich wirklich jetzt – müssen endlich die passenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Transformation geschaffen werden. Wir brauchen hier den Turbo, nicht den Rückwärtsgang! Wir wollen mitbestimmen beim betrieblichen Umwelt- und Klimaschutz. Wir wollen den Wandel mitgestalten und dazu brauchen wir erweiterte Rechte, die der Beschäftigungssicherung dienen. Ebenso wie ein Mitbestimmungsrecht bei der Personalplanung, Personalbemessung und Qualifizierung.«

CHRISTIANE BENNER
Erste Vorsitzende der IG Metall

Bild: Thomas Pirot

»Dass wir ganz neue Formen der Mitbestimmung brauchen, zeigt das Beispiel Künstliche Intelligenz (KI). KI-Systeme sind so komplex, dass sie ohne externen Sachverstand kaum zu beurteilen sind. Deshalb müssen Betriebsräte das Recht erhalten, Sachverständige auch ohne vorherige Einigung mit dem Arbeitgeber heranzuziehen. Da sich die KI ständig weiterentwickelt und dazulernt, reicht es nicht aus, wenn der Betriebsrat bei der Einführung einmalig zustimmt; er muss stattdessen fortlaufend beteiligt sein. Wir brauchen also ein prozedurales Mitbestimmungsrecht. Auch die Möglichkeiten der Ansprache von Beschäftigten müssen zeitgemäß sein: Also endlich auch den digitalen Zugang der Gewerkschaften zum Betrieb und zu den Beschäftigten. Wir mussten lange darum kämpfen, dass wir überhaupt Zutritt zum Betrieb bekommen. Deshalb muss sichergestellt sein, dass Gewerkschaften und Betriebsrätinnen und Betriebsräte auf den gleichen digitalen Kanälen kommunizieren können, die auch das Unternehmen nutzt.«

CHRISTIANE BENNER
Erste Vorsitzende der IG Metall

Bild: Thomas Pirot

»Es gibt keine andere Organisation, in der Toleranz und Vielfalt so selbstverständlich gelebt werden wie in einer Gewerkschaft. Das ist unsere demokratische Kultur, die wir gemeinsam schätzen und hochhalten und auf die wir alle stolz sein dürfen. Und so werden wir auch die neuen Aufgaben der Transformation angehen. Ich wünsche mir, dass wir unsere Vielfalt sichtbarer ins Schaufenster stellen. „Wir Frauen sind frei!“ [...] das leben wir jeden Tag! Unsere Schwerbehindertenvertreterinnen und -vertreter können eine prominente Stimme der Menschen mit Behinderung sein. So viele Kolleginnen und Kollegen, die als „Gastarbeiter“ gekommen sind, sind erst durch die gewerkschaftliche Arbeit in den Betrieben wirklich heimisch geworden. Sie und ihre Kinder sind heute oft in unseren Reihen aktiv. Deshalb sind wir Integrationsweltmeister.«

YASMIN FAHIMI
Vorsitzende Deutscher Gewerkschaftsbund

Bild: DGB / Benno Kraehahn

»Die letzte große Reform des Betriebsverfassungsgesetzes bei den Mitbestimmungsrechten stammt aus dem Jahr 1972. Damals gab es einen Großraum für einen Computer. Die Arbeitslosigkeit in Deutschland lag bei 246.433. Es gab die DDR und dort so genannte „Intershops“, aber kein Internet. Zur Globalisierung hieß es: „Ja, aber nicht bei uns“. Seitdem hat sich die Welt fundamental geändert. Wir alle wissen, wie rasant sich Technologien, Arbeitsorganisation, Globalisierung, und Wertschöpfungsketten seitdem verändert haben […] Stillstand bei der Betriebsverfassung hilft uns nicht weiter. Stillstand wäre angesichts des schnellen und tiefgreifenden Wandels sogar ein Rückschritt. Wir müssen verhindern, dass sich Unternehmen der deutschen Mitbestimmung entziehen, indem sie eine Europäische Aktiengesellschaft gründen. Auch auf europäischer Ebene brauchen wir Reformen. Es muss leichter werden, einen Europäischen Betriebsrat zu gründen – und gegen den Arbeitgeber vorzugehen, wenn er sich dagegen sperrt.«

CHRISTIANE BENNER
Erste Vorsitzende der IG Metall

Bild: Thomas Pirot

»Ja, wir wollen auf Augenhöhe mitbestimmen! Ja, wir wollen mehr Demokratie in der Wirtschaft! Unser Anspruch geht bis hin zur Beteiligung bei strategischen Fragen! Menschen sind mehr als „fixe“ Arbeitskosten, die man möglichst weit reduzieren muss, damit die Rendite steigt. Menschen sind Subjekte. Menschen haben Rechte. Sie haben Würde. Sie haben einen Anspruch darauf, dass sie mitentscheiden können, wie ihre Zukunft aussieht. In der Gesellschaft, aber auch in den Betrieben. Demokratie und Teilhabe enden nicht am Werkstor. Beschäftige müssen sich einbringen können und das braucht Zeit, die sie häufig im Arbeitsalltag häufig nicht haben. – Diese Zeit für Beteiligung, Mitbestimmung und betriebliche Demokratie wollen wir endlich schaffen. – Eine Stunde die Woche, wie wir sie fordern, ist da gerade angemessen. Und deshalb sage ich: Mehr Demokratie wagen – mehr Fortschritt wagen! – Das muss auch heißen: Mehr Mitbestimmung wagen!«

CHRISTIANE BENNER
Erste Vorsitzende der IG Metall

Bild: Thomas Pirot